14.05.2013, 00:11
Zitat:Die bfu ist eine Verkaufshilfe-Organisation der Sicherheitsartikel-Branche.
Damit ist eigentlich schon alles gesagt. Nun gilt es zu Begründen, dass sich hinter dem wohlklingenden Namen "Beratungsstelle für Unfallverhütung" eine profane Lobbygruppe verbirgt. Das Prinzip bfu besteht darin, vor einer Gefahr zu Warnen und gleichzeitig Aufzuzeigen, mittels welcher Investtionen ebendiese Gefahr beseitigt werden kann. Dies ist ein durchaus lobenswerter Ansatz. Da die bfu die Gefahren aufgrund undurchsichtiger Einschätzungen selbst definiert, gerät das Ganze zum Geschäftsmodell.
In der Debatte um das Helmobligatorium, welche parallel zur Vernehmlassung geführt wurde, kämpfte die bfu an vorderster Front für das Fahrverbot ohne Helm. Besonders ihre Dirketorin Brigitte Buhmann wurde in der Fachpresse für ihren kompromisslosen Stil gerügt. Stossend war der Umstand, dass die bfu ihre Forderung mit keinerlei Fakten belegen konnte. Die SUVA, welche mutmasslich über eine breitere Datenbasis verfügte, mochte sich dem Verdikt der bfu nicht anschliessen. Inzwischen sind erste konkrete Unfallzahlen bekannt geworden, sie deuten darauf hin, dass die hauptsächlich gefährdete Personengruppe der älteren Bevölkerungsschit angehört und auf Tempo-25 Elektrovelos unterwegs ist.
In der selben Vernehmlassung ging es auch um die Beleuchtung schneller Elektrovelos. Die hier erlassenen, und später nochmals nachgebesserten Vorschriften zeugen nicht eben von erhöhtem Sicherheitsbewusstsein. So taugt die Serienmässige Beleuchtung eines Stromers bestenfalls als Positionslicht. Das nicht vorhandene Interesse der bfu, hier korrigierend einzugreiffen führe ich auf den Umstand zurück, dass 'Licht ab Werk' keinen Umsatz für den Zubehörmarkt bedeuted.
Natürlich darf nicht ausser Acht gelassen werden, dass der Flyer-Ausflug von Frau BR Leuthard, den sie sinngemäss mit "So ein Elektrovelo ist ganz schön schnell und auch gefährlich" kommentierte, die Magistratin darin bestärkte, auch ohne jegliche Grundlagen eine neue Vorschrift zu erlassen. Dies schmälert allerdings das Fehlverhalten der bfu keineswegs.
Die bfu legt, getreu dem Eingangs erwähnten Motto, den Focus auf möglichen Umsatz und nicht auf reale Unfallverhütung. Auf eine Studie zur spezifischen Unfallgefährdung reagist die bfu wie folgt: "Damit erntet sie den vehementen Widerspruch der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU). Für die Ausrichtung der Unfallprävention seien die absoluten Unfallzahlen die relevante Grösse und nicht relative Risiken. Gemäss BfU ist das Bild eindeutig: zwei von drei schwerverletzten oder getöteten Autolenkenden sind Männer."
Diese Betrachtungsweise führt in die Irre. Absolute Zahlen losgelöst von ihrem Kontext zu Betrachten mag dienlich sein, um eine teure Kampagne führen zu dürfen. Die Wirkung der Kampagne wird aber nicht messbar sein, denn wie in der Werbung sind es Skaleneffekte, die Spielen. Diese sind aber nur bei grossen Mengen und nicht bei Einzelpunkten zu Erzielen.
Mit anderen Worten: Wenn in der Risikogruppe A pro Exposition 5 Vorfälle, in der Gruppe B pro Exposition 2 Vorfälle zu verzeichnen sind, würde sich die bfu sofort um Gruppe A kümmern, selbst wenn fest steht, dass A 100'000 Exposition hat, B hingegen lediglich 20'000, womit das Risiko, einen Vorfall zu haben, in Gruppe B doppelt so hoch ist wie bei A!
Liebhabern des Volltextes sein der Artikel in der NZZ nahegelegt.