(26.09.2020, 18:24)bluecat schrieb: [ -> ] Das Übersetungsverhältnis bei 45km/h ist nun ein Hindernis, denn wegen des Flaschenzug-Effekts kommt kaum noch Kraft am Hinterrad an. Daher ist es ein Leichtes, eine 40km/h fahrene Tretmühle mit dem Stromer zu überholen, da dessen Motor keinen Kraftverlust kennt.
Lieber Bluecat,
Das ist physikalischer völliger Quatsch den du von dir gibst. Der Reihe nach.
1. Auch der Stromermotor verliert Kraft im oberen Bereich, und zwar massig. Realistisch gesehen hat der Stromermotor bei 45kmh noch etwa 20-25Nm. Der Grund liegt in der Beschaffenheit eines Elektromotor. Leistung=Drehmoment*Winkelgeschwindigkeit. Nehmen wir mal 850Watt Dauerleistung wie von Stromer angegeben. (Achtung, wie fast alle Elektromotoren ist der Stromer kurzzeitig überlastbar, dazu später mehr). Bei 27,5" Rädern ergibt sich bei 45kmh eine upm 342 und daraus eine Winkelgeschwindigkeit von 35,8rad/s. Das ergibt ein Drehmoment von 23,7Nm.
Nimmt man nun den richtig von dir beschriebenen Flaschenzugeffekt, und ein übersetzungsverhältniss von 4,72 (52 Zähne vorne, 11 hinten), kommt man mit 23,7Nm am Hinterrad auf eine vergleichbare mittelmotordrehmoment von 112. Das ist sogar etwas weniger als die 120Nm des TQ und deckt sich damit wunderbar mit der praktischen Erfahrung, die zeigt dass der TQ nicht langsamer ist als der Stromer (und der Bafang ultra mit seinen 160Nm sogar deutlich schneller!)
2. Betrachtet man Leistung und Drehmoment physikalisch, so wird schnell deutlich dass das Antriebsmodell gar keine Rolle spielt. Heck oder Nabe, spielt doch gar keine Rolle, entscheidend ist die Abgebene Leistung. Das wird auch deutlich wenn man mit den Variablen spielt. Wenn man eine Ducati 996 nimmt, dann kommt man auch nicht auf die Idee sie als langsame Mittelmotorkrücke abzutun
Deswegen möchte ich an dieser Stelle auch mit einem anderen Märchen abrechnen: Der propotionelle Leistungsverlust der Kette. Der Leistungsverlust innerhalb eine Antriebsmodel ist nicht proportional. Verliert man auf einem Biobike bei 100W Eigenleistung auf einer schlecht eingestellten kette 5Watt, so meinen manche bei 1000W wären es schon 50W. Das ist aber quatsch. Der Leistungsverlust bei einem 1000W Mittelmotor im Antriebstrang ist völlig vernachlässigbar. Der eigentliche Grund warum Bosch und co Krücken sind im vergleich zu Stromer ist lediglich die Leistungsabgabe, nicht der Ort des Motors. Mit 350W macht man nunmal keinen Stich gegen 850W. Das gilt auch andersrum. Auch ein 250W Heckmotor macht keinen Stich gegen einen 1000W Mittelmotor.
3. Kurzfristige Überbelastung. Was viele nicht wissen: Entgegen zu Verbrennermotoren kann man Elektromotoren kurzzeitig ohne Folgeschäden überlasten. Bei Stromer heißt das konkret dass der St5 in Regionen von 1,5kw (!) vorpreschen kann. Aber man sollte sich nicht täuschen lassen. Entsprechend ausgelegte Mittelmotoren, TQ bzw. Bafang schaffen das nunmal auch. Das macht einen direkten vergleich sehr schwierig, denn je nachdem wie sehr man überlastet ist der eine oder andere motor stärker.
Ein Gutes maß ist aber die Dauerleistung. Und da ist sowohl der TQ als auch der Bafang ultra nunmal über dem TDCM.
Unbestritten sind natürlich die Sonaten Vorzüge es Heckmotors wie rekuperation oder ruhiger lauf. Aber bitte lasst uns endlich mal mit dem Leistungsmärchen aufhören. Das ist kein inhärenter Vorteil des Heckmotors.