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Normale Version: Motorbremse am ST2 – Kurzbericht
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Die positive Aufregung bei der ersten Probefahrt am 10. März 2014 liess mich die neue Motorbremse vergessen. Mein lokaler Händler stellte mir freundlicherweise seinen einzigen ST2 zum Test zur Verfügung. Der Laden liegt am Fusse eines mit exklusiven Villen bestückten Hügelzuges, der happige Steigungen und entsprechende Gefälle aufweist.

Der ST2 hat drei Fahrstufen: ECO, Individuell und POWER sowie fünf Bremsstufen und Neutral. Gewählt wird mit der [+] und [-] Taste am Lenkergriff. Das Display auf dem Oberrohr zeigt die aktuelle Stufe an.

Bergauf geht’s mit Flachland-Velotempo ohne Anstrengung. Setzte ich mehr Kraft ein, ist noch eine Beschleunigung möglich. Bin ich mir zum Schwitzten nicht zu schade, lasse ich jedes Mofa hinter mir. Bergab bremst der ST2 mit Stufe -1 und -2 nur leicht, ähnlich wie es vom bisherigen Rekuperationsmodus bekannt ist.

Mit Stufe -3 bleibe ich im Tempolimit, die Stufen -4 und -5 bringen mich fast zum Stillstand. Die Abstufung ist fein genug um für jedes Gefälle die gewünschte Bremswirkung zu erzielen. Soweit die Erfahrung auf ‚normalen‘ Hügelstrassen.

Geringe Steigungen nimmt der ST2 auch im BOOST Modus. Weil die Motorelektronik im Rahmen untergebracht wird, besteht keine Gefahr einer Überhitzung, selbst wenn der Motor in suboptimalem Wirkungsgrad dreht. Die Akkukapazität ist ausreichend, so dass keine Systemabschaltung wegen temporärer Unterspannung droht.

Die happigen Steigungen zwingen mich in den kleinsten Gang und zu merklicher Eigenleistung. Selbst in Stufe -5 geht’s mit leicht zunehmendem Tempo bergab. Es reicht jedoch leichtes Anbremsen, um den ST2 zu stoppen.

Unten angekommen gelingt die Weiterfahrt nicht auf Anhieb. Ein Sicherungsmechanismus erwartet von mir mindestens zwei Sekunden kontinuierlichen Tastendruck auf [+], ehe ich auf die Fahrstufen wechseln kann. Sehr lästig! Wer steht mit einem ST2 gerne freiwillig auch nur fünf Sekunden still?
Das gleicht gilt auch umgekehrt: Die Motorbremse lässt sich nicht spontan aktivieren. Der Gebrauch im Alltagsbetrieb dürfte sich auf längere Passabfahrten beschränken. Schade.

Natürlich hat der ST2 auch die ‚normale‘ Rekuperation, deren Bremswirkung wegen der Limite des Ladestroms weit hinter der Bremswirkung der Wirbelstrombremse zurück bleibt. Mit anderen Worten: Maximale Motorbremse bedeutet nicht automatisch riesige Akkuladung.

[Bild: ST2_GRIFF_zps06120d52.jpg]

Der ST2 wurde vom SQM Stromer Store Basel/Binningen zur Verfügung gestellt.
Danke für deinen Bericht.

Ich musste jetzt gerade nachschauen, wie eine Wirbelstrombremse funktioniert.

Der drehende Motor wird zum Generator, der Elektromagnete auflädt. Durch das entstandene Magnetfeld bewegt sich eine Metallscheibe, die, je nach Bremsstufe, mehr oder weniger stark abgebremst wird.
Wenn ich das nun richtig verstanden habe, muss es im ST2-Motor eine Zusatzeinrichtung geben, bestehend aus Elektromagneten und Metallscheibe.

Wird in dieser Bremsart der Akku niemals aufgeladen, oder bleibt noch ein wenig Restenergie für die Rekuperation?

Die normale Rekuperation, der "Dynamobetrieb" des Motors, wird wie beim V1/ST1 mit dem Bremshebel aktiviert?
bluecat: schrieb:Natürlich hat der ST2 auch die ‚normale‘ Rekuperation, deren Bremswirkung wegen der Limite des Ladestroms weit hinter der Bremswirkung der Wirbelstrombremse zurück bleibt. Mit anderen Worten: Maximale Motorbremse bedeutet nicht automatisch riesige Akkuladung.

Hallo bluecat

vielen Dank für den Bericht zur Bremsleistung des ST2, ich war an der kurzen Probefahrt ziemlich beeindruckt davon, vor allem in den hohen "Bremsstufen".

Weisst Du, ob hier tatsächlich eine Wirbelstrombremse eingebaut ist (was ja den Motor an sich nochmals verkomplizieren würde), oder ob hier einfach eine sehr starke Rekuperation erzeugt wird, deren Energie wegen des hohen Ladestroms statt in den Akku über irgendwelche Leistungswiderstände geleitet wird, quasi als Heizung (könnte vielleicht als Griffheizung für den Winter verwendet werden :mad: )?
Wohin die Bremsenergie geht würde mich auch brennend interessieren!

Eine Kondensator Schaltung würde mir spontan in den Sinn kommen, k.a. ob damit der Akku geladen werden könnte. Aufgrund des reduzierten Gewichts wirds das aber kaum sein..
Nun, meine Annahme war komplett falsch!

Ich liess mich durch frührere Diskussionen zu falschen Schlüssen verleiten. Die Motorbremse wird durch Rekuperation erzielt. Die Anzahl und die Art der im Akku verwendeten Zellen erlauben diese Funktion.
bluecat: schrieb:Nun, meine Annahme war komplett falsch!

Ich liess mich durch frührere Diskussionen zu falschen Schlüssen verleiten. Die Motorbremse wird durch Rekuperation erzielt. Die Anzahl und die Art der im Akku verwendeten Zellen erlauben diese Funktion.

Danke für die Info! Das würde dann ja auch bedeuten, dass vermutlich wesentlich mehr Energie zurück gewonnen werden kann als es mit dem "alten" Stromer möglich war (aber auch das wird noch nicht allzu viel sein).

Bin sehr gespannt auf erste Erfahrungsberichte bezüglich Rekuperation und deren Einfluss auf den Ladezustand des Akkus.
Ich kann leider nur über ein Gespräch mit einem myStromer Mitarbeiter berichten. Dieser sagte am 17.03.2014, dass bei einem Versuch vom Gurnigel Pass (1612 müM) auf Dürrbach (831 müM) auf einer Strecke von 9.4km immerhin 20% der Akkukapazität rückgewonnen werden konnte.

Ob der Wert reines Marketing ist, können wir hoffentlich in den nächsten Wochen und Monaten hier aus eigenen Erfahrungen nachlesen.
Etzelpass (950MüM) nach Pfäffikon SZ (430MüM) runter:
http://goo.gl/tSGQVl

Fahrt rasant, Abbremsung und Kurventempo möglichst nur via Rekuperation kontrollierend, brachte 5% zurück.

Wobei zu sagen ist, wenn man die Rekuperation im Sinne von möglichst viel Laden optimieren will kann auch in langsamer mit Stufe konstant -4/-5 gefahren werden, das bring dann mehr zurück, aber eben auf Kosten der Zeit und des Funfaktors/Geschwindigkeitsrausches Wink
Nachdem klar ist, dass die Motorbremse vor allem auf Rekuperation beruht, ist es an der Zeit, sich dem Akku zuzuwenden:

Die 78 Zellen sind in der Konfiguration 13s6p verkabelt. Das bedeutet, dass es 6 parallele Stränge mit je 13 Zellen gibt. Da die Nominalspannung jeder Zelle bei 3.6V liegt, ergibt dies eine Nominalspannung von 46.8V für den Akku. Die Ladeschlussspannung der Zellen beträgt 4.2V, womit der voll geladene Akku eine Spannung von 54.6V aufweist. (Wer bereits einen solchen hat: Bitte mal nachmessen.)

Zum Vergleich: Die bisherigen Akku enthalten 50 Zellen bei einer Nominalspannung von 36V, weisen demnach die Konfiguration 10s5p auf. Die maximale Spannung beträgt daher 42V, was durch Messungen bestätigt ist.

[Bild: 78zellen_zpse8a8c077.jpg]

Der neue Akku erlaubt auch eine wesentlich genauere Übertragung des SOC, also des Ladezustands. Dies ermöglicht es, länger einen höheren Ladestrom ( = höhere Rekuperation / Motorbremsleistung) anzulegen als bisher. Das wiederum wirft die Frage auf, wie die Rekuperation gehandhabt wird, wenn der maximale Ladezustand erreicht ist.

Die Hauptaufgabe des Akku bleibt jedoch das Abgeben von Leistung. Um den Stromermotor bei 48V mit 500W zu Alimentieren, ist ein Strom von 10A notwendig. Bereits die bisherigen Stromer konnten mit Stromstärken über 20A umgehen. Da kann vermutet werden, dass der ST2 Motor auch mal 2PS stark sein kann...
bluecat: schrieb:Das wiederum wirft die Frage auf, wie die Rekuperation gehandhabt wird, wenn der maximale Ladezustand erreicht ist.
Die Rekuperation spricht beim Bremsen erst ein paar Prozente unter 100 % an, in der Praxis ist das nach wenigen hundert Metern Fahrt der Fall.
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